
STEINHARDT, ROBBY
Not In Kansas Anymore
- Order number: 34906
- Band/Artist: STEINHARDT, ROBBY
- Format: CD
- Genre: PROGRESSIVE
- Erscheinungsdatum: 18.03.2022
Robby Steinhardt wird nie in Vergessenheit geraten. Mit KANSAS erschuf er von 1973 bis 1982 sowie von 1997 bis 2006 zehn Alben, die Gold-, Platin- und Doppelplatin-Status besitzen, doch sein letztes Denkmal setzt er sich mit dem als „A Rock Opera“ bezeichneten Werk ´Not In Kansas Anymore´, mit seinem ersten und einzigen Soloalbum selbst.
Er hatte eine große Vision und wollte noch auf Tournee gehen. Er freute sich mit seiner Frau Cindy auf ein weiteres Kapitel in ihrem Leben. Doch am 17. Juli 2021 starb Robby Steinhardt im Alter von 71 Jahren an einer bereits überwunden geglaubten Bauchspeicheldrüsenentzündung.
´Not In Kansas Anymore´ ist posthum zwar nicht die größte Prog Rock-Scheibe des laufenden Jahres geworden, aber garantiert die farbenfrohste Rock-Scheibe. Der Albumtitel ist dabei natürlich nicht als Seitenhieb auf seine ex-Formation anzusehen, wie Robby Steinhardt noch betonte: „Das ist kein einfaches Gerede gegen die Band, nein, nie! Meine Zeit in KANSAS hat einen großen Teil meines Lebens bestimmt, auf den ich sehr stolz bin. Seit dem Zauberer von OZ sind diese Worte zu einem amerikanischen Axiom geworden, um vorwärts zu gehen, man kann nie zurückgehen usw.“ Gleichwohl veröffentlichte er außerhalb von KANSAS nur zwei weniger Prog Rock-affine Werke mit dem Gitarristen Rick Moon im STEINHARDT-MOON-Projekt in den Neunzigerjahren, so dass ´Not In Kansas Anymore´ eine echte Überraschung ist. Denn hier lebt der harte Rock und die leicht sinfonische und progressive Note seiner besten Tage auf, mit großen Gesangsharmonien in bunten Bildern.
Die Realisierung des aktuellen Werkes ist tatsächlich Michael Franklin, dem Produzenten von Jon Andersons ´1000 Hands´ zu verdanken, der mit Robby Steinhardt auch die Lieder komponierte. Die von diesem eingeladenen Gastmusiker, einmal etwa Steve Morse an der Gitarre, Patrick Moraz am Piano, Ian Anderson (JETHRO TULL) an der Flöte oder Bobby Kimball (TOTO) im Backgroundgesang, versuchen aber keineswegs Robby Steinhardt die Show zu stehlen. Sein unverwechselbarer Gesang und sein Geigenspiel stehen jederzeit im Mittelpunkt, innerhalb eines textlichen Konzepts, das sich der Bemutterung unseres Planeten Erde annimmt.
Die melodische Rock-Hymne ´Truth 2 Power (Only Truth Can Change The World)´ besitzt diese vermeintlich vergessene Klasse der alten Helden, mit einer leichten Melancholie und der Altersweisheit, dass „nur Wahrheit die Welt verändern kann“. Die einfühlsame Rock-Nummer ´Mother Earth (Is Calling You)´ ist anschließend das pulsierende Herzstück des Konzeptes und äußerst emotional.
Während sich DEEP PURPLE-Gitarrist Steve Morse im instrumentalen ´Rise Of The Phoenix´ solistisch ausleben darf und ´The Phoenix´ das Feld in Erinnerung an KANSAS vorbereitet, führt ein kurzes Spektakel von Geigen, Flöten, Hörnern und E-Gitarren in ´Prelude´ schon mit Anklängen an den wohl berühmtesten KANSAS-Song die Hörerschaft direkt zur wunderbaren Neuaufnahme von ´Dust In The Wind´, bei der auch Lisa Fischer auftritt, die über 25 Jahre bei den ROLLING STONES im Hintergrund sang. Weitere Gastmusiker dieses Studioalbums sind Billy Cobham (MAHAVISHNU ORCHESTRA), Chuck Leavell (THE ROLLING STONES), Liberty Devitto (BILLY JOEL), Billy Ashbaugh (MOODY BLUES), Jim Gentry, Pat Travers und natürlich Tim und Michael Franklin persönlich.
Großartig können auch die Geige von Robby Steinhardt und die Flöte von Ian Anderson im instrumentalen ´Pizzacato (A Slice For Baby Boy Flynn)´ verschmelzen. In ´Tuck Tuck´ widmet sich Robby Steinhardt hingegen anmutig den „Street People“, den Verlierern, Nutten und Bettlern, der „königlichen Familie“ der Straße und beschließt mit seinem autobiografischen Werdegang ´Not In Kansas Anymore´ dieses außergewöhnlich gehaltreiche Abschiedswerk.
´Not In Kansas Anymore´ wohnt eine gewisse Tragik inne, dass dieses famose Solo-Album das einzige und letzte bleibt, das von Robby Steinhardt zu hören sein wird. In Dankbarkeit, diese Kompositionen noch hören zu dürfen, verneigen wir uns gen Himmel vor einem der großen Geiger der Rock- und Prog-Historie.
M. Haifl /Saitenkult - 8,5/10 Punkten
Als "das größte Prog-Ereignis des Jahres" war Robby Steinhardts Vermächtnis, sein Solo-Album "Not in Kansas anymore", angekündigt. Ziemlich vollmundig, zugegeben, das kann durchaus abschrecken, aber ein wenig bestürzt bin ich schon, angesichts des totalen Desinteresses, auf das Robby Steinhardts (erstes und) letztes Album gestoßen ist. Wochenlang war ein Youtube-Video die einzige Rezension, die verfügbar war, und nicht einmal auf Progarchives, "the most complete and powerful progressive rock resource" ist es gelistet. Bis heute nicht. Und Steinhardt ist nicht irgendwer. Er ist der einstige Sänger und Violinist der Band Kansas, einer der bekanntesten amerikanischen Rockbands. Steinhardts Geigenspiel hat entscheidend dazu beigetragen, den Kansas-Sound zu definieren, so sehr, dass Kansas bis heute als "die Band mit dem Geiger" bekannt sind. Und nicht zuletzt ist er mit "Dust in the Wind" auf einem der bekanntesten Songs der Rockgeschichte zu hören. Und gestorben ist er auch. Am 17. Juli 2021. Bauchspeicheldrüsenentzündung. Das hat viele bewegt. Für ein paar Tage. Besonders nachhaltig war das aber offensichtlich nicht. Und das ist wirklich bedauerlich. Denn das größte Prog-Ereignis des Jahres mag "Not in Kansas anymore" vielleicht nicht gewesen sein, aber es darf in meinen Augen doch immerhin zu den großen Alben des Jahres 2021 gezählt werden. Steinhardt knüpft an die große Tradition von Kansas an, eingängigen Hardrock mit spannenden und abwechslungsreichen Progelementen zu verbinden, und macht damit genau das, was die reformierten Kansas selbst seit einigen Jahren ebenfalls wieder machen: hochkarätige Kansas-Musik.( ) Wie gesagt, das größte Prog-Ereignis des Jahres mag "Not in Kansas anymore" vielleicht nicht gewesen sein, aber es darf in meinen Augen doch immerhin zu den großen Alben des Jahres 2021 gezählt werden. Der Gedanke daran, was wohl gewesen wäre, wenn Steinhardt dieses Album gemeinsam mit Kansas aufgenommen hätte, ist ebenso naheliegend wie erlaubt, und vermutlich hätten beide Seiten davon profitiert. So haben wir nun insgesamt drei tolle Alben bekommen, zwei von Kansas, eines von Steinhardt, drei Alben zudem auf gleicher Höhe. Wie Kansas selbst schafft auch Steinhardt es nicht nur, den klassischen Kansas-Sound wiederauferstehen zu lassen (und er steht darin seiner ehemaligen Band in nichts nach), er hat darüber hinaus ein ebenso zugängliches wie anspruchsvolles Prog-Album geschaffen, das frisch und knackig klingt - frischer und knackiger als manches Album von Leuten, die halb so alt sind wie er geworden ist. "Not in Kansas anymore" sollte man nicht nicht entgehen lassen. Es lohnt sich.
Nik Brückner/BBS - 11/15 Punkten
MUSICAL CAST:
Robby Steinhardt, Patrick Moraz, Tim Franklin, Chuck Leavell, Tommy Calton, Jim Gentry, Billy Cobham, Michael Franklin, Liberty Devitto, Ian Anderson, Matt Brown, Pat Travers, Pat Gulotta, Rayford Griffin, Christopher Keogh, Paul Fleury, Olga Kopakova, Les Dudek, Steve Morse, Jocelyn Hsu, Billy Ashbaugh, Sonny Ferguson, Bobby Kimball, Benoit Lajeunesse, Charlie DeChant, Lisa Fischer, Elodir Germain, Pat Frost, Michelle Mailhot, Steve Walters, Billy Boyd, Brian Snapp, Davonnda Simmons, Jim Stringer, The Basel Hayden Singers