
GREEN ASPHALT
Green Asphalt
- Order number: 35518
- Format: CD
- Genre: PROGRESSIVE
- Erscheinungsdatum: 19.08.2022
Green Asphalt, ein Projekt von Dan Bornemark aus Schweden, ist laut Selbstauskunft "das Ergebnis eines siebzehnjährigen Schaffensprozesses und die Suche nach der längst vergangenen Zukunft." Oder kurz: Ein von Gentle Giant inspiriertes Folk-Prog-Projekt.
Yezda Urfa, Epidermis, Advent, Et Cetera - viele Bands gibt es nicht, die Gentle Giant geklont haben. Vergleicht man das mit Epigonen von Genesis oder Pink Floyd, kann man auf den Gedanken kommen, dass das vielleicht an der vergleichsweise geringeren Popularität Gentle Giants liegen mag, sicher ist aber auch, dass es deutlich schwieriger sein dürfte, Gentle Giant nachzueifern als mancher Band, die deutlich einfacher strukturierte Musik gemacht hat. Und so kommt es, dass es selbst unter den oben genannten Vertretern dieser kleinen Gruppe deutliche Qualitätsschwankungen zu verzeichnen gibt.
Wenn aber jemand in der Lage sein dürfte, mit Gentle Giant mitzuhalten, dann jemand, der über Jahre hinweg mit der Band zusammengearbeitet hat. Dan Bornemark, Kopf des Projekts Green Asphalt, ist so einer. Er ist der Archivar und Produzent, der für Gentle Giant’s (hervorragendes!) Box Set "Scraping the Barrel" verantwortlich war. Und er ist ein Freund von Gentle-Giant-Keyboarder Kerry Minnear. Dieser hat Bornemark denn auch prompt die folgenden Worte ins Gästebuch geschrieben: "Die Stimmungen und Atmosphären haben mich angezogen, ebenso die Komplexität und Präzision der Musik, die so meisterhaft gespielt ist. Ich beendete meinen Hördurchgang mit dem Gefühl einer Vorahnung, was, wie ich annehme, Deine Absicht ist. Ich war mir auch Deiner Liebe zum Detail bewusst, das Ergebnis der langen Zeit, die Du dir genommen hast, um das Album zu produzieren - und es ist jede Minute wert gewesen!"
Freundschaft hin oder her - sowas schreibt man nicht in jedes Gästebuch, schon gar nicht, wenn man Kerry Minnear ist. Man hört dem Album die viele Arbeit tatsächlich an: Siebzehn Jahre, das ist hier mit "jede Minute" gemeint. Siebzehn Jahre lang musste, durfte diese Musik reifen, bevor sie uns Bornemark nun endlich zu Gehör bringt: Als LP oder als Download; eine CD gibt es noch nicht, kommt aber, hat mir Dan Bornemark verraten.
Und allen, die bedauern, dass Gentle Giant lieber alles Mögliche andere treiben, das uns Fans nicht interessiert, sei gesagt: Green Asphalt spielen jene Musik, die dem Original derzeit am nächsten kommt. Und das ohne (das sei hier auf die Gefahr hin gesagt, dass es nach einer Floskel klingt) ihren eigenen Charakter aufzugeben. Alle nötigen Zutaten sind da: Der Folk, die Renaissance, der Jazz, die konzisen Kompositionen, die fantasievollen Melodien, die mehrstimmigen Gesänge, die detailreich arrangierten Intrumentalpassagen, die vielfältigen Klangfarben. Die eigene Note besteht in der Eingängigkeit dieser Musik, in mancher lyrischer Naivität ("She‘s a Cow"), und in dem überraschend frischen, modernen Soundgewand, in dem dieses Album daherkommt. Die Musik scheint ihren Hörern hinter jeder Ecke verschwörerisch zuzuzwinkern, an keiner Stelle hat man jedoch das Gefühl, einem bloßen Klon ohne jegliche musikalische Eigenständigkeit zu lauschen. So betrachtet könnte man sagen: Würden Gentle Giant heute nochmal ein Album aufnehmen (hach!), könnte es wie Green Asphalt klingen.
Und damit ist diese Scheibe/dieses Datenbündel eines der besten von Gentle Giant inspirierten Alben überhaupt und für mich ganz nebenbei das Album des Frühjahrs. Die Spuren, die diese Band gesät hat, mögen dünn gesät sein, aber Musiker, die dieser Musik gewachsen sind, können sich von ihr zu großartigen neuen und eigenen Kompositionen inspirieren lassen. Green Asphalt haben das eindrucksvoll bewiesen.
Review: Nik Brückner/BBS - 13/15 Punkten
Tracklist
1. The Green Asphalt (4:03)
2. ´Xcuse Me (6:33)
3. Walking Her Dog (6:21)
4. She´s A Cow (7:17)
5. Suit Yourself (6:46)
6. Girls (6:05)
7. Time In Your Face (10:27)
Total Time 47:32
Line-up
Dan Bornemark - bass, keyboards, acoustic guitar, lead and backing vocals, orchestral arrangements
Bengt Baadtoft Johnson - drums
Hjördis Bornemark - vocals
Björn Claeson- flute, saxophone
Helena Josefsson - vocals
Signe Bornemark - vocals
Niklas Ekelund - guitars