MAGENTA
Metamorphosis Special Edition CD+DVD
- Order number: 15995
- Format: CD
- Genre: PROGRESSIVE
- Erscheinungsdatum: 31.05.2013
Ist es tatsächlich erst zwei Jahre her, dass "Home" erschienen ist? Kommt mir länger vor, also hat das Album entweder doch keinen nachhaltigen Eindruck hinterlassen, oder mein Musikkonsum ist einfach zu exzessiv. Nun, wie auch immer, nun legen Magenta mit "Metamorphosis" ein neues Studioalbum vor.
Der erste Eindruck zeigt ein Magenta-untypisches Cover: Ein männlicher Torso ohne Arme vor einem verwaschen blutroten Hintergrund, das sieht schon mal düster und bedrohlich aus. Das Coverdesign stammt übrigens von dem deutschen Designstudio Killustrations, deren Werke Rob Reed faszinierten. Dann sind da zwei Longtracks über zwanzig Minuten, die von zwei kurzen Tracks eingerahmt werden. Das ist schon wieder nicht so ungewöhnlich für die walisische Band.
Letztlich gilt allerdings auch hier ein Stück weit: Wo Magenta drauf steht, da ist auch Rob Reed drin. Der Meister des modernen Zitats klassischen Progs spielt auch hier wieder mit seinen Einflüssen und Vorlieben, insbesondere Yes lugen öfters mal um die Ecke. Aber Magenta gehen auch einen deutlichen Schritt weiter. Noch immer klingt es hier überwiegend lieblich, aber der Wohlklang-Faktor wurde gegenüber früher um einiges reduziert. Allerdings ist das Album immer noch nicht düster genug, angesichts von Geschichten über die Todesahnungen eines Soldaten im ersten Weltkrieg, eines gemeinschaftlichen Selbstmordes in Norwegen oder eines schizophrenen Serienkillers. Die Lyrics und das Konzept hat in bewährter Weise wieder Bruder Steve Reed ersonnen.
Die beiden Longtracks beherrschen das Album, wobei "Prekestolen" sogar noch musikalisch mit dem Opener verschmilzt. Und natürlich gibt es hier ausladende Instrumentalpassagen, große Melodiebögen und lyrische Momente. Leadgitarrist Chris Fry leistet ganze Arbeit und lässt die Gitarre jubilieren und weinen. Rob Reed agiert eher im Hintergrund, steuert aber einige - für synthie-averse - nahezu schmerzhafte Quietschattacken bei. Aber neben dem "klassischen" Magenta-Sound schleichen sich plötzlich hardrockige, bratzelnde Gitarren ein, gibt es gelegentlich alternative-nahes Geschrammel und folkige Ausflüge (gerade wenn Gastmusiker Donockley seine Beiträge abliefert). Insgesamt wirkt der Sound entschlackt, griffiger und moderner. Magenta agieren hier nicht mehr nur als RetroProg-Vehikel, sondern finden mehr zu einer modernen Prog-Spielart jenseits der Kategorien. Abgerundet wird das Ganze durch schöne Einsätze des kleinen Streichorchesters. Okay, und da lebt auch wieder ein bisschen was des früheren Zuckergusses auf.
Noch sind die Ansätze zu einem veränderten Magenta-Sound eher etwas zögerlich und nicht voll ausgebildet, aber die Richtung stimmt und die Resultate sind schon interessant. Am weitesten wagt sich der Schlusstrack "Blind Faith" vor, der schon richtig eigenständig daherkommt und sowas wie das geheime Highlight des Albums, trotz der dominanten Longtracks, ist.
Wir hören hier übrigens eine Art Studiovariante von Magenta. Nach einigen Musikerwechseln agieren zwar durchaus die üblichen Verdächtigen, aber die Live-Band sieht schon wieder teils ganz andere Musiker am Werk.
Rob Reed schafft es den Magenta-Sound zu variieren und neue Einflüsse organisch zu integrieren, so dass sich Magenta sanft, aber bestimmt weiter entwickeln, ohne ihre Vergangenheit zu verleugnen. So elegant muss man das erst mal hinbekommen. Nun, Revolution war gestern, jetzt ist Metamorphose angesagt.
TK(BBS - 12/15 Punkten