Nemesis SUMMER DEAL

25 YARD SCREAMER sind echte Freigeister, sie schweben immerfort in ihren eigenen Sphären, in denen sie ihre Tonfolgen sprechen lassen. Fortwährend lassen sie sich und ihre Kompositionen treiben, als gäbe es kein Gestern und kein Morgen.

Natürlich kennt die 2002 gegründete Formation ihre Vorbilder aus dem Progressive Rock der letzten Dekaden. Wie selbstverständlich haben sie dennoch ihr eigenes Feuer entzündet und ein stattliches mit ´Cassandra´ oder ´Something That Serves To Warn Or Remind´ lodern lassen.

Aufgrund ihres ritterrüstigen Plattenlabels werden 25 YARD SCREAMER womöglich allein im Progressive Rock verortet. Das Plattencover ihrer neuesten Scheibe ´Nemesis´ dürfte dagegen sogar im Hardrock und Metal großen Anklang finden und einige Blindkäufe nach sich ziehen.

Glücklich darf sich in jedem Falle schätzen, wer ´Nemesis´ in seiner Sammlung positionieren kann. Denn das walisische Trio, bestehend aus Sänger/Gitarrist Nick James, Bassist Matt Clarke und Schlagzeuger Donal Owen, sollte sogar Liebhaber der späten FATES WARNING und ihren sanften Liedern begeistern, schließlich war zu ´Cassandra´-Zeiten ein RUSH-Einfluss unüberhörbar.

Im Mittelpunkt dieser emotionsreichen Kompositionen steht natürlich der Falsettgesang von Nick James, der die Vehemenz des Spiels vollends in Wallung bringt. Dass 25 YARD SCREAMER daher gleichsam mit MARILLION in Verbindung gebracht werden, ist nicht verwunderlich. Eine lieblichere Verwandtschaft besteht jedoch bei aller jeweils gegebenen Eigenständigkeit zu GAZPACHO, die ebenso aus der Tiefe des Moments jeden in einen Strudel der Gefühle mitreißen.

„With dark seas before us. With dark skies above us. And no-where to go.“

Der theatralische und warme Gesang nimmt daher jeden Zuhörer bereits bei dem himmlisch die Emotionen hinaufkletternden, neunminütigen ´Adrift´ in die Arme. Doch auch die Gitarre kreist schließlich zu aller Euphorie in stattlichen Wellenbewegungen. ´Incidence´ scheint im Anschluss die sanft perlende Einführung für ´Incident´ zu sein. Eine insgesamt zehnminütige Gefühlsregung, die von solistischen und experimentelleren Bewegungen in der Hitze des Gefechts vollends in Wallung gebracht wird.

Dagegen nimmt ´Eye To I´ den Zuhörer von Beginn an gefangen und auch der exaltierte Gesang lässt von der Fesselung niemals ab. Noch feurig umschlungen von der ruhigen Atmosphäre des Akustikgitarrenstücks ´Gravity´, erzählt die E-Gitarre in ´Breathe´ zum Schlagzeugtakt die Geschichte fort. Beinahe metallische Klänge in ´Giving Away My Last Secret´ lassen von der Umklammerung des Hörers indes keinesfalls ab und geben ihn erst nach dem melodischen Finale ´Fragility Of Angels´ samt mächtigem Gitarrensolo wieder frei.

Zwischen den Stühlen, zwischen Rock und Metal, aber in Prog und Art, aber mit Leidenschaft und Hingabe, zelebrieren 25 YARD SCREAMER ihre neuesten Kreationen. Überwältigend.

M. Haifl/saitenkult.de - 8,5/10 Punkten