Nemesis

Ganze sieben Jahre hat Rob Cottingham benötigt, um den Nachfolger des großartigen Debütalbums zu veröffentlichen. Unterdessen hat der Mastermind mit seiner Mannschaft, James Hards (akustische und elektrische Gitarren), Paul Stocker (Bass) und Graham Brown (Schlagzeug und Percussion), an den jüngsten Kompositionen gefeilt und die mitreißende neue Sängerin Sarah Bayley an den Bandsound von CAIRO herangeführt.

Um diesen neuerlich in Hochform zu präsentieren, hat Rob Cottingham (Gesang, Keyboards, Programmierung) zehn Lieder geschrieben, die er entweder zusammen mit Sarah Bayley singt oder ihr ganz den Platz im Scheinwerferlicht überlässt. Daher kann diese großartige weibliche Stimme besonders im zärtlich die Gefühlsleiter ertastenden ´Glow´ glänzen, setzt aber obendrein in ´Trip Wire´ auch erfrischend alternative Akzente wie weiland Dolores O’Riordan.

Doch die Gruppe an sich wirft bereits mit dem über siebenminütigen Opener ´Asleep At The Wheel´ den Hut des Progressive Metal in die Luft und lässt ihn mächtig kreisen, obwohl der atmosphärische Mittelteil des Songs sehr nach New Artrock und Prog Rock tönt und thematisch der Narr, der König und das Volk zu Worte kommen. Den überraschend harten und düsteren Prog führen CAIRO auf ihrem Ride in ´Trip Wire´ mit loderndem Percussion-Fundament sowie reichlich Gitarren- und Keyboard-Wendungen fort.

Dagegen gönnt sich ´Rogue´ nach wirbelnden Keyboard-Rundfahrten auch einen kurzen Akustikgitarren-Einsatz, während ´The Love´ gar nicht so sehr im Herzschmerz aufgeht, sondern von leuchtenden Instrumenten umrankt wird, und ´Deja Vu´ alle seine Vorzüge souverän ausspielen kann.

Vollends umgarnen Rob Cottingham und seine CAIRO die Hörerschaft mit ´Jumping On The Moon´ und beweisen mit dem finalen, über achtminütigen ´Nemesis´, dass selbst Neo Prog im Jahre 2023 laut, interessant und mitreißend sein darf. Gleichwohl sind CAIRO längst über die Grenzen des Neo Prog und Prog Metal auf die Seite der hehren Eigenständigkeit getreten.

M. Haifl/ saitenkult.de - 8/10