
KARCIUS
Episodes
- Artikelnummer 27411
- Format: CD
- Genre: PROGRESSIVE
- Erscheinungsdatum: 01.11.2008
Manchmal ist es nicht schlecht, wenn man eine Band in der „verkehrten“ Reihenfolge kennenlernt. Wie man auf diesen Seiten nachlesen kann, habe ich die Franko-Kanadier Karcius erst mit dem aktuellen (2012er) und guten Werk „The First Day“ kennengelernt. Und dieses Album hat mit seiner Ausrichtung auf Gesang schon einen etwas anderen Charakter als die früheren, rein instrumentalen Werke. Und wenn ich „Episodes“ schon vorher gekannt hätte, wäre ich von „The First Day“ sicherlich (etwas enttäuscht gewesen, obwohl es – wie gesagt – ein gutes Album ist. Woran liegt’s? Nun, „Episodes“ ist ein Instrumentalrock-Album der Extraklasse. Und Bassist Blouin, der hier noch die tiefen Saiten presst, ist doch einen Tick besser als sein Nachfolger Auclair auf „The First Day“. Auf „Episodes“ gehen Karcius wirklich in die Vollen. Da wird munter Melodic Rock mit Jazzrock, Hardrock, Retroprog und ein bisschen klassisch-angehauchtem Ensemblespiel verquickt. Luftige Arrangements verwöhnen das Ohr des Hörers, dem aber auch unvermittelt aggressive Ausbrüche und leicht schräge Passagen um die Ohren geschlagen werden. Mal wird es laut und krachig, dann wieder verträumt-lyrisch. Ecken, Kanten und Wendungen halten die Hörer-Synapsen unter Spannung und befeuern das Hörvergnügen. Da darf’s auch mal eine stilisierte Flamenco-Gitarre sein, die plötzlich durch’s Klangbild mäandert. Einfallsreichtum und Spaß am Musizieren wohin das Ohr auch lauscht. Kraftvolle Gitarren, die schon mal am Rande des Metallischen riffen, knackige Basslinien, geschmacksvolle Tastenarbeit und virtuos-wuseliges Drumming. Bei Karcius stimmt die instrumentale Mischung und das Können, welches nun auch – ohne Gesangsüberdeckung – voll im Licht steht. Die ersten drei Stücke bilden den "Elements"-Songzyklus, könnten aber auch völlig für sich alleine bestehen, allenfalls der gelegentliche Austausch von Motiven illustriert den inneren Zusammenhang sanft-hintergründig. Der „Purple King“ könnte glatt eine Hommage an Deep Purple trifft auf die Flower Kings sein, so geschickt werden hier jazzige, hardrockige und retroproggige Motive und Stimmungen verwoben. Umso überraschender vielleicht der etwas aus Art schlagende Space-Reggae „Racines“, welches den humorvollen Abschluss des Albums bildet.
Instrumentalrock als ganz großer Sport. Wer abwechslungsreichen, voller Spielkunst dargebotenen Instrumentalrock mag, der wird „Episodes“ lieben.
TK/BBS - 12/15 Punkten