
MR. BISON
Seaward
- Artikelnummer 31885
- Band/Artist: MR. BISON
- Format: CD
- Genre: STONER
- Erscheinungsdatum: 23.10.2020
Schwerfälliger Psychedelic Rock mit gehöriger Blues-Schlagseite … wie, davon habt ihr in letzter Zeit viel zu viel gehört? Dann geht bitte, bitte ohne Vorbehalte an MR. BISON heran, ansonsten verpasst ihr eine echt mitreißende Band aus diesem Milieu, die keines der dort wuchernden Klischees bedient.
Okay, "vintage" klingen die Italiener (mal wieder … Wahnsinn, was der dortige Underground dieser Tage an klassisch aufgestellten Rockbands abwirft!) trotzdem - dies jedoch mit einer Power, die man nur zeitgemäß nennen darf, und einer andererseits von jeglichen temporären Erwägungen entkoppelten Detailverliebtheit, die schon den Vorgänger “Holy Oak” (2018) auszeichnete und auf lange Freude an "Seaward" schließen lässt. Das im kompakten, aber ungeheuer dichten Trio-Sound - Produzent Jordan Andreen - (u.a. Earthless) beweist wie zu erwarten dynamisches Feingefühl - eingespielte Material deckt zudem für "retro" überdurchschnittlich viele stilistische Schattierungen ab, etwa ganz typischen, schwelgerischen und weitgehend instrumental gehaltenen Post Rock während ‘I‘m The Storm‘ und fast "krautige" Freak-Outs wie im nachfolgenden ‘Oudeis‘. Wohingegen diese Stücke als längste Kompositionen MR. BISONs Prog-Ambitionen widerspiegeln, repräsentieren ‘From The Abyss‘ und ‘The Sacrifice‘ in wenig mehr als jeweils vier Minuten, dass die Mitglieder als Songwriter genauso von alten Yankees wie Grand Funk Railroad gelernt haben wie von kunstvoll mit Orgel in die Geschichte eingegangenen britischen Protagonisten, allen voran vielleicht Deep Purple.
FAZIT "Seaward" erzielt seine wirklich durchschlagende Wirkung auch deshalb unwiderlegbar, weil sich MR. BISON zu keiner Zeit die Blöße geben, in die behäbigen Niederungen des herkömmlichen Stoner Rock zu stürzen; dessen Fans werden wahrscheinlich sogar Herzinfarkte drohen, wenn sie mit der "nichts anbrennen lassen"-Haltung der Gruppe konfrontiert werden. Classic Rock, der diese Bezeichnung auch verdient.
(A. Schiffmann/musikreviews.de - 11/15)