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KARFAGEN

Echoes From Within Dragon Island 2LP ocean blue

45,99 € * inkl. MwSt. zzgl. Versandkosten
  • 39759
  • LP
  • PROGRESSIVE
  • 28.06.2024
2LP ocean blue re-mastered edition with printed inner sleeves. Heavy Weight all signed and... mehr
2LP ocean blue re-mastered edition with printed inner sleeves. Heavy Weight all signed and numbered of course and limited to 150 copies

Es ist frappierend: Nach "Bydyra" von Tusmørke, dem Yonder-Pond-Debüt sowie nicht zuletzt den beiden "Story Tellers"-Platten von Tiger Moth Tales verarbeitet auch "Echoes From Within Dragon Island" augenscheinlich ein Sujet, das die neue Platte des Projekts aus der Ukraine ebenso in die Kategorie "Konzeptalben für ein junges Publikum" heben könnte. Schließlich geht es hier, wie sogar schon auf dem Frontcover quasi als Untertitel zu lesen ist, um die Werke von Robert Louis Stevenson, der der Welt in erster Linie wohl durch seinen vielfach adaptierten Abenteuerroman "Die Schatzinsel" bekannt ist. Jedoch: Stevenson hat noch sehr viel mehr geschrieben, und zu Reiseberichten und historischen Romanen kommt schließlich noch Fantastik hinzu, nicht zuletzt mit "Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde" ein Klassiker der proto-kafkaesken Horrorliteratur. Und das wäre dann alles andere als Kinderkram.

Trotzdem überwiegt bei Antony Kalugin & Co. offenbar die heitere, leichtfüßige Seite des Gesamtwerks. Konkret benennt der aus drei nochmals untergliederten Teilen bestehende Titeltrack sogar mit dem Gedichtband "A Child’s Garden of Verses" (dt.: "Im Versgarten") ein Werk als konkretes Vorbild, das Stevenson den biografischen Notizen zufolge seinem früheren Kindermädchen gewidmet haben soll (Fußnote: Das darin enthaltene Gedicht "The Lamplighter" teilt sich den Titel mit einem Album von Anima Mundi). Entsprechend optimistisch ist auch die Musik gestaltet, an der natürlich äußerlich erst mal wieder der Klangreichtum auffällt: Zwar dominiert natürlich das Tastenspiel von Kalugin selber, die Gastmusiker an Gitarre, Violine, Akkordeon sowie dem Holzbläser-Ensemble sind ebenfalls oft prominent zu hören. Bemerkenswert sind dabei vor allem die immer wieder zu hörenden Fagott-Einsätze, was nicht nur klanglich, sondern auch melodisch an Gryphon erinnert, sowie das einen dezenten maritimen Touch erzeugende Akkordeon - na, eine Insel steht ja schon im Albentitel.

An sonstigen musikalischen Zutaten gibt es eine vergleichsweise lockere Rhythmik, die nur abschnittsweise mal anzieht, und auch eventuelle Härte in Form von Riffs gibt es kaum - rhythmisiert wird die Musik hier eher durch Begleitmotive und -akkorde der verschiedenen Instrumente, die Gitarre ist dagegen fast ausschließlich solistisch tätig. Gesang stellt ebenfalls eine tendenziell untergeordnete Komponente dar. Einige markige Linien gibt es, und die gegen 11:30 in "Part 2" erstmals vorgestellten Kinderlied- oder Shanty-artigen Verse werden später sogar noch mehrfach aufgegriffen. Die meiste Zeit allerdings bleiben die Vokalisten stumm, lediglich in "Part 2" gibt es nach gut fünf Minuten einen waschechten Lied-Abschnitt mit Strophen und Refrain. Fehlstellen entstehen dadurch allerdings nicht, da die Musik selber bereits abwechslungs- und auch spannungsreich genug ist. Überhaupt ergibt sich mit diesem Nacheinander von Ein- und Vielklang, Schwelgerei und bestimmteren Melodien sowie nicht zuletzt der immer wieder vorhandenen Verteilung von Themen und Melodien auf die verschiedenen Instrumente ein recht lebhaftes, flüssiges Album.

Trotz dieser Qualitäten allerdings hat "Echoes From Within Dragon Island" ein paar Macken in den Kompositionen. Das sind jetzt nicht, wie vielleicht zu vermuten wäre, gewisse Längen bei den gehobenen Spielzeiten, sondern vielmehr diverse Entwicklungen und Anwandlungen, die mal angestoßen werden, dann aber letztlich doch im Sande verlaufen. Wenn zwischendurch mal kurz Druck gemacht wird, danach aber jeweils wieder ein ruhigerer Modus angeschlagen wird, ist das für den Moment ganz nett, dramaturgisch allerdings eher Klein-Klein, denn große Wendungen gibt's bei Karfagen hiermit eher nur wenige.Besonders frappierend ist das am Ende von "Part 2", wo bereits ab 15:00 so eine "As Sure As Eggs Is Eggs"-Stimmung vorherrscht, dabei stehen noch mehr als drei Minuten aus, in denen sogar noch eine Pause sowie ein anderer Part Platz finden. Solche Dinge irritieren schon ein wenig.

Alles in allem lässt sich "Echoes From Within Dragon Island" aber dennoch recht widerstandslos durchhören. Der große Pluspunkt ist wie erwähnt der sehr saubere Klang, bei dem Vielseitigkeit und Wandlungsfähigkeit schwerer wiegen als Wohlklang und Zuckrigkeit (allenfalls dieser erwähnte Shanty-Part ist etwas zu simpel). Das ist zwar - wie bei den eingangs erwähnten Platten übrigens auch - kein allzu tief greifender Hardcore-Prog, eine gewisse Ernsthaftigkeit in der Herangehensweise ist aber kaum abzustreiten. Insofern pflegt "Echoes From Within Dragon Island" eigentlich ganz gut die Tradition früherer Epen wie Rick Wakemans "Journey To The Center Of The Earth", den Colossus-Alben oder Fabio Zuffantis Jahreszeiten-Tetralogie.

Erwähnung verdient abseits davon natürlich noch die Bonus-CD der (übrigens schön aufgemachten) Limited Edition. Da gibt es nicht nur Bearbeitungen und Varianten des Materials vom "eigentlichen" Album zu hören, sondern noch ein paar interessante Alternativen. So stellt sich "Winter Rooks" mit seiner repetetiven Begleitung als verträumt-folkige Nummer im Stile von Mike Oldfield dar, auch sind "Flowing Brooks" sowie die beiden "Incantation"-Teile (angesichts der Aussagen zu "Winter Rooks" schon ein beinahe verräterischer Titel...) unaufgeregte, aber dafür ziemlich konzentrierte Retroprog-Stücke mit Folk-Einflüssen. Dass da "Alight Again" lediglich mainstreamigen Keyboard-Neoprog bietet und die düstere Soundtrack-Nummer "Across The Dark We Steer" an ihren Keyboard-Streichern krankt, fällt hingegen nicht weiter ins Gewicht - immerhin ist das hier ja quasi nur die Kür, während sich Karfagen in der Pflicht weitaus weniger Blöße gegeben haben.

G. Claußen/BBS

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