…und der zweite Teil der Ringmaster-Saga kam pünktlich, wie bereits angekündigt. Ungefähr 12 Wochen nach dem ersten Teil, weil Robert Reed die Musikfreunde nicht mit zu viel Musik auf einmal überfordern wollte.
In dem zweiten Teil bekommt Simon Phillips etwas mehr Arbeit hinter seinem Schlagzeug-Kit, aber ansonsten hat sich seit dem ersten Teil nicht viel verändert. Der Multiinstrumentalist und Komponist Robert Reed in seiner Mike Oldfield-Gestalt spinnt die Geschichte von dem geheimnisvollen Ringmeister weiter. Außer dem Ringmeister führen darin noch ein Mädchen mit Schwanenfedern und ein Minstrel ihre esoterischen Aufgaben aus, die wohl vor allem darin bestehen, einen mit sich hadernden Komponisten positiv zu inspirieren.
Wie es poetisch so schön auf dem Cover beschrieben wird, auch mit „The Ringmaster: Part Two“ entführt Robert Reed alle Interessierten in eine paradiesische Welt, in der Minstrel an Harlequin denkt und die Schmetterlinge in die Welt singt. In einer Märchen-Prog-Welt nämlich, in der Zeit keine Rolle spielt, weil dort die Kunst regiert.
So bietet das Album von Reed die besten Merkmale der Oldfield’schen Genialität als Komponist, bevor dieser glaubte, Hitsongs schreiben zu müssen. Die jubilierend orchestrierten Teile mit gesundem Bombast-Anteil, beschwingte Folk-Momente, exotische und feenhafte Gesänge, zerbrechliche, mystisch wirkende und tanzbare Themen sowie welche mit klassischem, oder mit Retroprog-Anstrich: kurzum erstklassiger Oldfield-Prog wird hier geboten, wie sich ihn jeder Fan erträumt. Wobei Reed eine beachtliche kompositorische Dichte in seine reichhaltigen Arrangements mit einbaut, so dass man gar nicht mehr aus dem Staunen rauskommt, weil auf jeden Einfall gleich der nächste folgt. Den Klang und Stil des Oldfield’schen Gitarrenspiels beherrscht Reed tadellos. Es gibt nur ein Lied neben der ganzen Instrumentalmusik: das sehr gefühlvoll von Angarahad Brinn gesungene „Sendlinger’s Song“.
Es gibt auf „Ringmaster Part 1 + 2“ wohl auch Einfälle, die nicht direkt durch Mike Oldfield inspiriert wurden, wie beispielsweise die Reggae-Rhythmen, oder Spuren von Klassik und Filmmusik. Ein Kommentar zu „Ringmaster“, in dem der Name Oldfield nicht erwähnt wird, erscheint mir jedoch unvorstellbar. Es ist allerdings nicht bloßes Kopieren, was hier von Reed betrieben wird, sondern eine fruchtbare Inspiration und Weiterentwicklung mit Potential.
Mit dem Album erwirbt man gleich 2CDs und eine DVD. Die zweite CD beinhaltet drei Bonus Tracks und eine Abmischung des Albums von Tom Newman. Wobei sein Mix teilweise erhebliche Unterschiede zum „Original“ aufweist, was die Zusammensetzung betrifft. So beginnt Newmans Album beispielsweise mit dem wortlosen Gesangsthema, das im „Original“ erst nach ca. 3 Minuten auftaucht.
In „Swan Feathered Girl (Remix)“ bekommt das Stück teilweise einen elektronischen Anstrich. Das siebenminütige „The Ringmaster (Orchestral)“ sollte man auch gehört haben. Gleiches gilt für „Nairn’s Jig“, das mich verstärkt an „Incantations“ erinnert.
Die DVD macht den Surround Sound im Wohnzimmer möglich, was m.E. das beste Format für diese Musik ist. Auf der DVD befinden sich mehrere Video-Clips. Der für mich interessanteste heißt „Swan Feathered Girl Promo“ und zeigt Reed, wie er das führende Thema des Stückes als Multiinstrumentalist mehrspurig aufnimmt, bzw. spielt. Die aus mehreren Fragmenten bestehenden „Simon Phillips Drum Session“ dürften für alle Freunde des guten Schlagzeugspiels von Interesse sein.
„The Ringmaster: Part Two“ ist noch so ein Fest für die Oldfield-Prog-Fans, das diese sich nicht entgehen lassen dürfen.
Siggy Zielinski/BBS - 12/15 Puniten
Anfang Februar erscheint der zweite Teil des erfolgreichen THE RINGMASTER Albums von ROB REED (Cyan, Magenta, etc).
CD1 1. song of healing light 2. swan feathered girl 3. the hat 4. the talking ducks 5. sendlinger’s song 6. arthur 7. forever 8. dancing master 9. landmarks 10. in sight of home 11. the last guardians of everywhere 12. song of waiting dreams
