SOUTHERN EMPIRE
Southern Empire CD+DVD
- Order number: 26312
- Format: CD
- Genre: PROGRESSIVE
- Erscheinungsdatum: 02.03.2016
Ein Name dürfte Symphonic-Prog-Fans bekannt vorkommen: An den Tasteninstrumenten agiert ein gewisser Sean Timms, einstiger Kopf der australischen Prog-Band Unitopia. Southern Empire bieten auf ihrem 2016 erschienenen Longplayer mit dem wesentlich ansehnlicheren Cover eine abwechslungsreiche und vor allem melodische Mischung aus Hard Rock, AOR und RetroProg. Mit Hold, How Long und The Bride That Binds haben die Australier gleich drei Longtracks versammelt. Auf Forest Fire spielen die Musiker mit geradezu überschäumender guter Laune, eimerweise good vibrations ergießen sich über den Hörer. Diesen Optimismus mag ich. Sehr. Der Song des Jahres! Bekam den Refrain (How fast is my life going now, I´m caught up in a forest fire…) erstmal nicht mehr aus den Gehörgängen. Ein gutes Zeichen. Prog-Zuckerguss, karamellig wie ein guter Doppelbock, oder wie einst - ja! - Electric Light Orchestra, im Übrigen auch hier vertreten, sogar mit der ordinären Plage Xanadu (!!???) - also, ELO mit Hold on Tight („autsch“, mag mancher denken, ich spür´schon wieder meine Karies, DAS hätte er jetzt nicht schreiben dürfen). How Long ist ein echter Ohrwurm mit Langzeitwirkung. Dass die Musiker an einem weiteren Unitopia-Release gearbeitet haben als man sich überwarf, wird schnell klar, wenn man das Album mit dem schon 2014 erschienen Erstling der Fraternity-Blutsbrüderschaft vergleicht. So wurde das Hauptthema von Empires How Long eben mal für den Titel Intersection und einen Teil des Longtracks Travelling Man (ab Minute 16) verwendet. Angeblich (siehe Niks Rezi) hat man das vorhandene Material brüderschaftlich (Fraternity!) aufgeteilt. Das kann ja nun nicht so ganz stimmen, was zumindest einer der beiden Herren mitteilen ließ. Interessant, was bei den zwei recht unterschiedlichen Arrangements herauskommt. Und wer gewinnt? Southern Empire, und zwar eindeutig. Das Empire-Arrangement ist gefälliger und druckvoller. Zudem faszinieren die leger eingestreuten Piano-Jazz-Ausflüge. Auch die anderen Stücke von Southern Empire sind glasklar und vielschichtig, dynamisch und ausgewogen, der Gesang von Danny Lopresto vielseitig. In den Instrumentalparts zeigen die Jungs ihr ganzes Können und beweisen der restlichen Welt erneut, dass auch der Fünfte Kontinent progtechnisch einiges zu bieten hat. Härtere Passagen wechseln mit federleicht groovenden Parts (Canterbury-Assoziation!) ab, mehrstimmiger Gesang rundet das Kunstwerk ab. Nik würde auch „einen Vergleich mit Spock‘s Beard in ihren ohrwürmeligsten Momenten ziehen“. Passt. Wenn das mal keine gute Referenz ist! Southern Empire sind also die besseren Unitopia-Erben, vergleichsweise zerstreut geht die Brüderschaft in ihrem One-Size-Fits-All-Versuch des endgültigen MelodicProg zu Werke und kommt irgendwo nicht zum Punkt. Ich mache auch Unterschiede in der Klangqualität aus. Der weltmusikalische Ansatz, der gelegentlich aufblitzt, ist jetzt auch nicht so mein Regal. Natürlich ist Mark Trueack ein prima Sänger mit einer unverwechselbaren Stimme und seine Melodien gehen oft ins Ohr, keine Frage. Aber der Titelsong Fall in Love With the World (mit erbarmungswürdigem Mandolinengeschrammel) ist Kitsch von der ganz üblen Sorte, bei dem sich selbst der gewichtige Schnulzenmann Demis Roussos (Aphrodite´s Child) im Grabe umdrehen würde. Diese nicht unerhebliche geschmackliche Entgleisung konterkariert die eigentlich guten Ansätze. An eine „13“ oder mehr wiederum für Southern Empire mag ich mich noch nicht herantrauen, vielleicht übertreffen sich die Musiker ja noch beim nächsten Versuch.
(P.Meyer/BBS - 12/15)