SUNCHILD
Exotic Creatures And A Stolen Dream LP blue splatter
- Order number: 38993
- Format: LP
- Genre: PROGRESSIVE
- Erscheinungsdatum: 16.02.2024
LP Blue Splatter limited edition of 300 copies all signed and numbered
SUNCHILD ist eines der Projekte von Antony Kalugin. Wer ihn nicht kennt, ich kannte ihn auch nicht. Als allerdings im Februar 22 russische Truppen in der Ukraine einmarschierten, habe ich bewusst nach Bands und Musikern in der Ukraine geschaut. Einfach um sie zu unterstützen, habe ich bei einigen davon Musik erworben. Eines der Alben stammte von einer Band namens KARFAGEN, einem anderen Projekt von Antony. Kurz darauf hatte er auch Anteil am ´Louder Than Bombs´-Sampler zugunsten des Hilfsprojekts Warchild.
In der folgenden Zeit verfolgte ich Antonys Weg. Seine Familie verließ ihre Heimatstadt Charkiv, die lange von russischen Truppen belagert wurde, und lebt in Polen. Er blieb zu Hause. Ab und zu reiste er für Konzerte in den Westen, er trat in Polen auf, in Deutschland und in den Niederlanden. Und nebenbei entstand dieses Album. Eigentlich muss ich hier, nicht zum ersten Male, den Hut ziehen, dass er unter diesen Umständen arbeiten, kreativ sein konnte.
Was ich an dieser Scheibe überraschend finde, trotz der Lage, trotz der Bomben, der Nächte ohne Strom und ohne Heizung, man hört zu keiner Sekunde Wut oder Verzweiflung. In den Texten wird in keiner Weise der Krieg erwähnt. Was andere, vor allem metallische, Bands in der Ukraine tun, berichten und anklagen, das kommt hier höchstens ganz stark versteckt zwischen den Zeilen vor.
Das reguläre Album besteht aus zwei epischen Prog Longtracks. ´Life Lines´ schlägt mit 26 Minuten zu Buche, ´Northern Skies´, aus dem der Albumtitel stammt kommt mit 14 Minuten hinterher. Dazu kommen als Bonus zwei kurze Stücke, die Motive des Albums aufgreifen, und zwei Single-Editionen der regulären Albumstücke, in denen diese auf fast radiotaugliches Format eingedampft wurden.
Zu hören gibt es also Prog. Alte Schule, YES klingt durch, GENESIS lassen sich erahnen. Oder man denkt gleich an TRANSATLANTIC. Melodien, die verschiedene Parts verbinden, Leitthemen, Dynamik, irgendwie führt immer wieder der der gedankliche Weg zur aktuellen Supergroup des Prog. Das kann aber auch eher daran liegen, dass Antony aus den gleichen Quellen getrunken hat. Instrumental gibt es viele Ähnlichkeiten, auch geschickt konstruierte Chöre finden sich hier. Einzig das Schlagwerk erreicht nicht ganz das Niveau eines Herrn Portnoy. Aber es ist immer songdienlich, voller Gefühl.
Das mag Weltflucht sein. Oder das Glück, mit der Kraft des Träumens beschenkt zu sein, in solchen Zeiten von grünen Landen zu singen, von Engeln, die vor der Türe tanzen oder dem Garten der Hoffnung. Vielleicht aber schafft genau solche Musik, dem Schöpfer derselben und seinen Zuhörern Hoffnung und Zuversicht einzupflanzen. Was wir nicht vergessen sollten, der Mensch lebt nicht nur von Brot. Sondern auch von Kunst, von Musik, von Liebe. Denn diese Dinge sind ebenso wichtig wie Salz und Vitamine. Vielleicht gerade in Zeiten wie diesen.
„She’s there, she’s fine, she’s here, she’s mine“
Mario Wolski/saitenkult.de – 9/10 Punkten