MILE MARKER ZERO

Coming Of Age

€17.99 * Prices incl. VAT plus shipping costs
  • 40014
  • CD
  • PROGRESSIVE
  • 02.08.2024
US-Import-CD! Auf „Coming of Age“ haben sich Mile Marker Zero wirklich zu einem kommerziellen... more
US-Import-CD!

Auf „Coming of Age“ haben sich Mile Marker Zero wirklich zu einem kommerziellen Prog-Sound entwickelt, sich vom konzeptionell gewagteren „The Fifth Row“ entfernt und eine gewisse Politur angewendet. Die Richtungsänderung ähnelt derjenigen ihrer geliebten Rush, deren hart rockende Prog-Tendenzen in den 70ern durch den Druck, sich dem kommerzialisierten Milieu der 80er anzupassen, gezähmt wurden, was ihnen erlaubte, sich in einen poppigeren Gang zu entspannen. Im Fall von Mile Marker Zero ist dieser Schritt ein Wechsel zu einem mehr auf Alben ausgerichteten Rockmodus, mit einem Schwerpunkt auf persönlichen Texten, ohne dabei auf die instrumentale Komplexität und Ambition zu verzichten. „Best is Yet to Come“ eröffnet das Album (nach dem kurzen Intro-Track „A Time in Place“) mit einem Knall im Stil von „Steven Wilson at his most Rush“:

Glücklicherweise haben Mile Marker Zero im Laufe der Zeit ihre Talente verfeinert: Dave Alleys trockener Tenor ist stärker und disziplinierter, und die Komposition ist fokussiert. Die Band geht sparsam mit den Gitarrensoli um, aber wenn John Tuohy im Rampenlicht steht, legt er melodisches Shredding im Stil von Howe oder Lifeson hin, wie bei „Best is Yet to Come“. „Heavy Days“ beginnt mit den schnellsten Riffs, einigen klassischen Geddy-ähnlichen Bassarbeiten von Jaco Lindito und einem chaotischen Keyboard-Solo, das an die relative Schwere von „The Fifth Row“ erinnert. Lindito glänzt durchweg, ein wirklich interessanter Bassist, dessen Beitrag stolz im Mix sitzt - ich wünschte nur, sein Solo, das „Far From Home“ abschließt, wäre länger.

„Towns to Grow Up In“ ist eine nostalgische Hymne an die Heimatorte, die uns prägen; ihre wehmütige Sehnsucht scheint besser zu Künstlern wie Tom Petty oder Bruce Springsteen zu passen, eine ganz amerikanische Hymne voller Geist der späten siebziger Jahre. Währenddessen ist „Bizarre“ eher ein Swing, sein Klang erinnert an die letzten vier Alben von Steven Wilson, mit seiner reduzierten Trip-Hop-Stimmung, einfachen Klavierakkorden und dem Post-Rock-Stil, Synth- und Gitarrenelemente zu einem Höhepunkt zu schichten. Der Titeltrack wagt auch einen interessanten Versuch mit einem Marimba-Effekt, der den Track durchgehend begleitet. Zunächst fand ich seine ständige Präsenz etwas irritierend, aber bei wiederholtem Hören habe ich mich daran gewöhnt, wie das beruhigende Plätschern von Regentropfen im Hintergrund, während der Track in ein absolut wunderschönes Gilmour-ähnliches Akustik-Solo übergeht, gekrönt von einem emotionalen Höhepunkt, der einige der eindrucksvollsten Momente des Albums liefert.

Mile Marker Zeros dynamische Mischung aus einem modernen Steven Wilson/Riverside-Glanz, aufgebaut auf klassischen Rush- und Yes-Einflüssen, hat den nötigen Biss, um zu fesseln, und genug kreative Entscheidungen, um Ihre Aufmerksamkeit zu verdienen.

1. A Time in Place 01:42
2. Best is Yet to Come 07:40
3. Towns To Grow Up In 07:31
4. Bizarre 04:52
5. Coming of Age 07:58
6. Heavy Days 07:18
7. Far From Here 06:34
8. End of August 07:34

Dave Alley - VOCALS
John Tuohy - GUITAR
Mark Focarile - KEYBOARDS
Jaco Lindito - BASS
Doug Alley – DRUMS

2006: EP The Haunted
2009: CD Mile Marker Zero
2018: CD The Fifth Row
2024: CD Coming Of Age

Prog-Meisterstück aus Amerika.

Ich bin ehrlich, Conneticut als Heimatstadt für das Quintett MILE MARKER ZERO wäre mir angesichts der Musik überhaupt nicht in den Sinn gekommen. Mit ihren proggigen Tönen klingen die Amerikaner nämlich deutlicher eher so, als hätten sie ihre Wurzeln in Großbritannien oder Australien. Doch weit gefehlt, der Fünfer stammt aus dem Nordosten der Vereinigten Staaten und hat bisher mit zwei Alben und einer EP aufhorchen lassen. Mit der dritten Veröffentlichung scheint die Band aber nun erwachsen geworden zu sein, zumindest wenn man das in den Albumtitel "Coming Of Age" hinein interpretieren möchte.

Doch was wird uns eigentlich musikalisch geboten in den acht Kompositionen, die gerne einmal die 7-Minuten-Marke knacken? Nun, das kann auch ich nach mehreren Durchläufen noch immer nicht so richtig sagen, denn außer dass der Fünfer es definitiv gerne auch mal vertrackt und ausladend mag, sind die Einflüsse so divers, dass man kaum einen einfachen gemeinsamen Nenner findet. So lässt mich das Intro 'A Time In Place' in Teilen an die Briten GENESIS in den frühen Achtzigern denken, schlägt mit dunkeln Keyboardsounds aber auch die Brücke hin zu Kollegen wie STEVEN WILSON. Das großartige 'Best Is Yet To Come' hält die GENESIS-Referenzen am Leben, gleichzeitig lässt hier aber auch RUSH grüßen. Der flotte Up-Tempo-Beat könnte glatt dem AOR entliehen sein und wenn sich die Gitarren in der Mitte der Nummer in den Fokus drängen, ist sogar der Sprung zu DREAM THEATER nicht weit. 'Heavy Days' traut sich dann schlussendlich ganz offen, die amerikanischen Prog-Heroen auch mit entsprechend harten Gitarrentönen zu zitieren und könnte locker als Prog-Metal-Song durchgehen, ohne dass sich jemand an dieser Einordnung stören würde.

Eine Kategorie für MILE MARKER ZERO zu finden, ist also nicht gerade einfach, aber auch nicht wirklich nötig, denn in einer Sache herrscht bei allen Songs Einigkeit: Diese fünf Amerikaner verstehen es, ausladende, spannende und gleichzeitig dennoch unverschämt eingängige Songs zu schreiben. Von 'Best Is Yet To Come' hatte ich ja bereits in Ansätzen geschwärmt und auch 'Heavy Days' ist mit seinem wahnsinnig schönen Refrain eine Nummer, die ich euch unbedingt als Anspieltipps ans Herz legen möchte. Die ganz großen Höhepunkte haben wir da aber noch nicht gehört. Für mich ist das melancholisch angehauchte und sogar ein bisschen an TOTO erinnernde 'Towns To Grow Up In' nämlich der wunderschön funkelnde Hit-Diamant dieser Scheibe, dessen Gesangslinien einem einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen wollen. Auch das vertrackte und elektronisch angehauchte 'Far From Here' ist ein absoluter Glanzpunkt, der für mich aber gerade durch seine beschwörerische und teils finstere Atmosphäre punkten kann. Einzig der Titeltrack macht so am Ende auf mich einen etwas zu zerrissenen Eindruck und vermag nicht, mich endgültig zu packen, egal wie viele Chancen ich der Nummer gebe.

Aber auch das bleibt nur eine Randnotiz zu einer Platte, die mich ansonsten aus dem Stegreif zu einem Fan von MILE MARKER ZERO gemacht hat. Wie die Amerikaner auf ihrem Drittwerk von AOR über Siebziger-Prog bis hin zu modernem Prog Metal sämtliche Spielarten der progressiven Musik miteinander verheiraten, ist nämlich schlicht und ergreifend beeindruckend. Dass dabei auch noch ein paar echte Hits abfallen, ist da nur die Kirsche auf einem unheimlich gut mundenden Prog-Kuchen, den ihr als Fan des Genres unbedingt einmal antesten solltet!

Tobias Dahs/powermetal.de - 9.00/10.00 Punkten

 

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