JANE GETTER PREMONITION
Anomalia
- Order number: 32516
- Format: CD
- Genre: PROGRESSIVE
- Erscheinungsdatum: 26.03.2021
Nach ON (2015) und dem Live-Album „On Tour“ (2017) gibt es jetzt Jane Getter Premonition die Dritte! „Anomalia“ heißt das Album und setzt den von Fusion-, Metal- und Prog-Einflüssen geprägten Weg der Band nahtlos fort.
Wer einen Blick auf deren Besetzung riskiert, wird sich über eine solche Stilverschmelzung kaum wundern: Neben US-Gitarristin Getter als Leaderin fallen natürlich Namen wie Adam Holzman (Miles Davis, Steven Wilson), Chad Wackerman (Frank Zappa), Alex Skolnick (Testament) und Stu Hamm (Joe Satriani, Steve Vai) sofort ins Auge. Eine heiße Mischung. Dass diese Combo dann auch erwartungsgemäß exzellent performt, ist die eine Sache. Jeglichen Extravaganzen völlig abhold besticht sie durch absolut songdienliches Zusammenspiel, knackige Grooves und kernige Solos. Die andere Sache ist Jane Getters im Vergleich zu „On“ etwas aufgeräumteres und pointierteres Songwriting (drei Tracks sind übrigens instrumental). Längere Ausschweifungen – auch bei den zielsicher verorteten Solos - sind auf „Anomalia“ nicht ihre Sache; sie entwickelt ihre Stücke sehr übersichtlich strukturiert, ohne aber stereotyp zu werden. Deren kompositorische Stammwürze machen häufig fusionmäßig angereicherte Harmonien und süffig-herbe Akkordwechsel aus. Holzman an den Tasten spielt hierbei eine wichtige und überzeugende Rolle. Wenn sich darüber dann recht eingängige Melodien und Hooks entfalten, bekommt das Ganze abseits jeglicher Trivialität einen sehr direkt wirksamen Genussfaktor. Dazu passt mit Blick auf den gesamten Flow des Albums die flexible metrische Gestaltung. Wird im rhythmisch kantigen Instrumental „Kryptone“ zu Beginn der Viervierteltakt noch konsequent durchgezogen, ist dies ab dem zweiten Track dann hinfällig: Die Palette geht von Dreier- bis Siebenertakt, ohne dass dies in den Vordergrund des hörenden Bewusstseins gerückt würde. Aber es sorgt natürlich mit dafür, jedem Track sein unverwechselbares Profil zu verleihen und „Anomalia“ abwechslungsreich zu gestalten. Stimmlich wird das Album durch die tollen Gastsänger Randy Mc Stine („Dissembler“, „Alien Refugee“) und Chanda Rule („Answers“) aufgewertet. Letztere kommt aus dem Bereich Gospel/Jazz, McStine hingegen hat sich auch in Progkreisen schon ambitioniert hervorgetan (Duo-Projekt mit Marco Minnemann kommt demnächst raus). Ein weiterer Special Guest bei „Dissembler“ ist der hochangesehene Gitarrist Vernon Reid („Living Colour“). Und für visuell Empfängliche: Das Artwork mit einer Reihe fruchtig-stimmungsvoller Fotografien stammt von Lasse Hoile.
Zugegeben: Es gibt auf „Anomalia“ keine größeren Geheimnisse oder Widerstände, an denen man sich abarbeiten und reiben könnte. Wie anhaltend die Freude daran sein kann, bleibt abzuwarten. Und dem ein oder anderen wird vielleicht „On“ besser gefallen, weil sich die Jams da etwas ausgiebiger entfalten dürfen und z.T. mehr Fahrt aufnehmen – während „Anomalia“ songorientierter ist. Ich finde beides klasse. Wer mal wieder Bock auf einen geradlinigen, aber dennoch niveauvollen Rocker hat, liegt hier richtig. Chris Laakman/BBS