TOWNSEND, DEVIN
PowerNerd Standard CD Jewelcase
- Artikelnummer 40126
- Format: CD
- Genre: PROGRESSIVE
- Erscheinungsdatum: 25.10.2024
Der Trend des letzten DEVIN TOWNSEND-Albums "Lightwork" setzt sich auf "PowerNerd" insofern fort,... mehr
Der Trend des letzten DEVIN TOWNSEND-Albums "Lightwork" setzt sich auf "PowerNerd" insofern fort, als es eine leicht zugängliche Platte ist - mehr noch sogar als der Vorgänger, und zwar mit Ansage, denn sie steht am Anfang einer neuen Phase im Schaffen des Künstlers, und man sollte die auf unkomplizierte Art unterhaltsame Musik wahrscheinlich umso mehr genießen… Schließlich sind bereits zwei weitere LPs angekündigt, die "orchestral, übertrieben, düster und unbequem" ("The Moth") sein beziehungsweise eine "fremdartige Verrücktheit" ("Axolotl") an sich haben sollen.
"PowerNerd" fällt im Gegensatz dazu quasi mit der Tür ins Haus und verbreitet gleich zu Beginn mit dem Titelstück gute Laune. Die Nummer schrammt auch in Hinblick auf das begleitende Video hart am Rand jenes Klamauks vorbei, für den man Townsend entweder liebt oder hasst. Und um das Album grundsätzlich ins Gesamtwerk einzuordnen, kann man ohne weiteres die Zeit Ende der Neunziger und Anfang der 2000er angeben.
"Falling Apart" vermittelt ebenso wie ‘Ubelia‘ und ‘Younger Lover‘ den elegischen Bombast der getragenen Tracks von "Terria" und "Accelerated Evolution", aber Devin kopiert sich selbstverständlich nicht, was allein schon die Produktion von "PowerNerd" verhindert, deren Transparenz und Druck einen Kontrast beziehungsweise Gegensatz zu den genauso opulenten, aber bisweilen verwaschen und im Guten überfrachtet wirkenden Alben setzt, auf die sich die neuen Stücke stilistisch und atmosphärisch beziehen.
Am Beispiel ‘Knuckledragger‘, einem weiteren Party-Track, lässt sich dieses Alleinstellungsmerkmal von "PowerNerd" innerhalb Townsends Repertoire ganz gut erkennen: Es stampft und groovt sich rasch ins Langzeitgedächtnis, ist aber vor allem ein Fest für Klangforscher, die sich an allerlei akustischen Spitzfindigkeiten im Hintergrund ergötzen können. Das eingängige Songwriting leidet zu keinen Zeitpunkt unter diesem kunstvollen Klangdesign, auf das sich der Kanadier, wenn man sich ohne Fan-Brille mit ihm auseinandersetzt und ehrlich ist, einige Jahre lang zu stark konzentriert hat.
Experimente werden anno 2024 allenfalls gewagt, um der Komposition an sich zu helfen, und vielleicht ist es auch generell falsch, von Experimenten zu sprechen, wenn man beispielsweise die Gitarrenarbeit von ‘Jainism‘ beachtet, die ganz einfach nicht besonders typisch für diesen Musiker ist. Der Schönheitsfehler von "PowerNerd" - es gibt zwischen Schwermut und Albernheit (etwa auch im Kaffee-Singalong ‘Ruby Quaker‘) keine Grauzone - ist indes ein grundlegender, der mich persönlich bei aller Wertschätzung zusehends von Devin entfremdet.
FAZIT: "PowerNerd" ist ein Übergangsalbum mit einer Menge trotz aller Zwanglosigkeit spannender Musik im bewährten Devin-Townsend-Stil. Es gibt Ohrwürmer, Blödelei, verschwenderische Klangkunst und manchmal auch alles zusammen. Dass der Ausnahmemusiker, -producer und -komponist den Hörer eventuell nicht (mehr) emotional berührt, liegt wohl eher daran, dass sich beide in andere Richtungen entwickelt haben.
Andreas Schiffmann/musikreviews.de – 11/15 Punkten
"PowerNerd" fällt im Gegensatz dazu quasi mit der Tür ins Haus und verbreitet gleich zu Beginn mit dem Titelstück gute Laune. Die Nummer schrammt auch in Hinblick auf das begleitende Video hart am Rand jenes Klamauks vorbei, für den man Townsend entweder liebt oder hasst. Und um das Album grundsätzlich ins Gesamtwerk einzuordnen, kann man ohne weiteres die Zeit Ende der Neunziger und Anfang der 2000er angeben.
"Falling Apart" vermittelt ebenso wie ‘Ubelia‘ und ‘Younger Lover‘ den elegischen Bombast der getragenen Tracks von "Terria" und "Accelerated Evolution", aber Devin kopiert sich selbstverständlich nicht, was allein schon die Produktion von "PowerNerd" verhindert, deren Transparenz und Druck einen Kontrast beziehungsweise Gegensatz zu den genauso opulenten, aber bisweilen verwaschen und im Guten überfrachtet wirkenden Alben setzt, auf die sich die neuen Stücke stilistisch und atmosphärisch beziehen.
Am Beispiel ‘Knuckledragger‘, einem weiteren Party-Track, lässt sich dieses Alleinstellungsmerkmal von "PowerNerd" innerhalb Townsends Repertoire ganz gut erkennen: Es stampft und groovt sich rasch ins Langzeitgedächtnis, ist aber vor allem ein Fest für Klangforscher, die sich an allerlei akustischen Spitzfindigkeiten im Hintergrund ergötzen können. Das eingängige Songwriting leidet zu keinen Zeitpunkt unter diesem kunstvollen Klangdesign, auf das sich der Kanadier, wenn man sich ohne Fan-Brille mit ihm auseinandersetzt und ehrlich ist, einige Jahre lang zu stark konzentriert hat.
Experimente werden anno 2024 allenfalls gewagt, um der Komposition an sich zu helfen, und vielleicht ist es auch generell falsch, von Experimenten zu sprechen, wenn man beispielsweise die Gitarrenarbeit von ‘Jainism‘ beachtet, die ganz einfach nicht besonders typisch für diesen Musiker ist. Der Schönheitsfehler von "PowerNerd" - es gibt zwischen Schwermut und Albernheit (etwa auch im Kaffee-Singalong ‘Ruby Quaker‘) keine Grauzone - ist indes ein grundlegender, der mich persönlich bei aller Wertschätzung zusehends von Devin entfremdet.
FAZIT: "PowerNerd" ist ein Übergangsalbum mit einer Menge trotz aller Zwanglosigkeit spannender Musik im bewährten Devin-Townsend-Stil. Es gibt Ohrwürmer, Blödelei, verschwenderische Klangkunst und manchmal auch alles zusammen. Dass der Ausnahmemusiker, -producer und -komponist den Hörer eventuell nicht (mehr) emotional berührt, liegt wohl eher daran, dass sich beide in andere Richtungen entwickelt haben.
Andreas Schiffmann/musikreviews.de – 11/15 Punkten
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