THE ANCESTRY PROGRAM
Mysticeti Ambassadors
- Artikelnummer 34283
- Format: CD
- Genre: PROGRESSIVE
- Erscheinungsdatum: 26.11.2021
The Ancestry Program (abgekürzt: TAP) wurde 2015 von vier sehr erfahrenen Musikern aus München gegründet, die bereits bei zahlreichen Bands gespielt und an vielen Studio-Sessions teilgenommen haben. Ihr erstes Album „Tomorrow“ präsentierte eine kreative Stilmischung aus harten und sanften progressiven Klängen, die von dem interessierten Publikum völlig zurecht sehr positiv aufgenommen wurde. Das Gesamtkunstwerk von „Tomorrow“ bestand neben Musik auch aus dem phantasievollen, das den Weg für viele Interpretationen öffnete.
Bei dem Nachfolgewerk „Mysticeti Ambassadors Part 1“ begann ich zuerst darüber nachzudenken, was wollte uns das einfallsreiche Grafikteam um Jan Reiser mit diesen tollen Coverbildern sagen. Man sieht darauf die Bartenwale (Mysticeti), die nicht biologischen Ursprungs sind, sondern offenbar als mechanische Wesen nachgebaut wurden. Diese schweben über eine Wüstenlandschaft, die aus roten Felsen und gelber Atmosphäre besteht. Offenbar ein Artwork, das durch geheimnisvolle Symbolik zum Nachdenken anregen soll. Wer mag, könnte nach Antworten und Deutungen in den Songtexten suchen. Diese erscheinen mir ebenso vieldeutig, warten stellenweise wohl mit Sozialkritik sowie mit den tiefgründigen, mitunter auch humorvollen Reflexionen zu den wichtigen Themen des Lebens auf.
Von der Musik auf „Mysticeti Ambassadors Part 1“ dürfte auch niemand enttäuscht werden, der bereits „Tomorrow“ mochte. Inzwischen zum Quintett angewachsen (neu hinzugekommen ist der Bassist Frank Thumbach) bieten TAP ein Klangkonzept, dem im Rahmen des melodischen Progressive Rock keine Grenzen gesetzt sind.
Mit dabei sind: die Jazz-Rock-Fusion-Passagen, polyphone Gentle Giant-Einwürfe, Artrock und Neoprog in in ihren zahlreichen Schattierungen, intelligent abgehender Progmetal, kreative Classic Rock-Anleihen, verspielte Mathrock- und Artpop-Einfälle sowie die Arrangements, die möglicherweise Freunden von Neal Morse zusagen könnten. Um nur die wichtigsten Beispiele zu nennen. In dem Industrial-Elektronik-Artrock von „Diamond Ring“ glaube ich sogar die von mir geliebten Djent-Riffs zu erkennen. Hoffentlich lassen sich die sanften Gemüter nicht von den seltenen Growls abschrecken, die wohldosiert in einigen Stücken auftauchen. Dazwischen erklingen einige sphärische, gespenstische und elektronisch eingefärbte Momente, die ich für mich als die Entsprechung der auf dem Cover schwebenden mechanischen Bartenwale deuten möchte.
Insgesamt ein sehr interessantes Album, falls man die Möglichkeiten erkunden möchte, die immer noch im progressiven Rock stecken.
SZ/BBS - 12/15 Punkten